Endlich Montag – Schlafmangel im Spielkasino

Endlich Montag – Schlafmangel im Spielkasino

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Manhattan, 18. Oktober 1987. Jetzt muss es schnell gehen! Unser Portier hat uns schon zweimal darauf aufmerksam gemacht, dass unser Fahrer auf uns warte. Ein Blick auf den vergoldeten Wecker verrät, dass wir die Eröffnung der Londoner Börse lange verschlafen haben. Jetzt sollten wir es wenigstens noch vor Marktöffnung nach Downtown schaffen, denn so gut waren die Feierlichkeiten am gestrigen Abend auch wieder nicht, um das größte Casino der Welt zu verpassen. Trotzdem schmerzt das dritte Klingeln ungemein zwischen den Ohren. Also: Schnell aufgestanden und am Fernsprecher dem Fahrer für seine große Geduld gedankt und entsprechende Belohnungen für weitere Mühen versprochen. 

Dann ein beherzter Griff in die Pomade und den Kleiderschrank aufgerissen. Unser Gedanke: Keine Experimente! Erstmal den Anzug. Zweireihig, breites Revers. Dazu große Pattentaschen. Eine Tickettasche. Zwei tiefe Rückenschlitze. Die Hose tragen wir mit Hosenträgern und zwei Bundfalten. Anders gehen wir nie aus dem Haus. 

Doch dann wird es schwierig. Pin-Stripes, Rope-Stripes, Chalk-Stripes? Hauptsache Linien – sagen meine Kollegen immer. Weil wir immer aufs Ganze gehen, wählen wir die schärfsten Streifen, die wir im Schrank haben. Da sie besonders eng und fein sind, stechen sie deutlich hervor. Das wird durch die zweireihige Jacke noch verstärkt. Die Streifen laufen wunderbar über das Revers und die Schultern. Das Blau ist besonders tief und strahlend. Herrlich elegant und die passende Grundlage unserer liebsten Farbkombination: navy, hellblau, rot.

Navy Nadelstreifen von Dugdale Bros. & Co.

Unten angekommen setzen wir uns in die tiefen Ledersitze der Firmenlimousine, die zum Glück immer noch auf uns wartet. Ein Anruf im Handelssaal offenbart, dass unsere Kollegen an diesem Montagmorgen ebenfalls etwas mehr Schlaf als üblich gebraucht haben. Niemand da. Die Frühstücks-Zigarette rauchend wird uns klar, dass es mal wieder in den Krieg geht, sobald die Tür des Wagens aufgeht. Ruhe vor dem Sturm. Langweilig. 

Im 38. Stock angekommen legen wir den Kamelhaarmantel ab und werfen nochmal einen prüfenden Blick auf unsere Rüstung. Das Tuch von Dugdale hat einen festen Griff und verleiht so ein Gefühl von Sicherheit und Souveränität – ganz so, als könne uns nichts etwas anhaben. Die feine Merinowolle ist aber zugleich wunderbar wärmend und perfekt für das scheußliche Wetter.

Das tiefe Navy des Anzugs passt hervorragend zum hellblauen Hemd aus Thomas Masons’s Regent-Line. Eine smarte Kombination, die durch das Multistripe-Muster in verschiedenen Streifen aus hellblau, french blue und weiß umso raffinierter wirkt. Damit unser Erscheinungsbild nicht dem ausufernden Linien-Fest des Vorabends gleicht, wählen wir dazu weiße Umschlagmanschetten samt weißem Regent-Kragen. So gelingt ein absolut überragender Look. Das fällt sogar unserem sonst nur rumschnauzenden Chef beim Mittagessen im Dorsia auf. 

Hellblaues Multistripe-Hemd von Thomas Mason

Die rote Krawatte ist ein knalliger Ausgleich zu den aufdringlichen Streifen. Rot und Navy zusammen ergeben eine kraftvolle Kombination. Definitiv nicht zurückhaltend, aber wir sehen aus wie ein Gewinner. Und das ist das einzige, was unter unseren Kollegen zählt. Das feine, glatte Tuch des Anzugs und der Krawatte könnte noch einen Akzent durch etwas Struktur gebrauchen. Eine Jacquard-Krawatte mit gewebten Polka-Dots macht sich deshalb perfekt dazu. Außerdem lieben wir den Mustermix aus Streifen und Punkten. Genauso perfekt sind die – Überraschung – schwarzen Cap-Toe-Oxfords von unserem Freund Herrn Korbinian Ludwig Hess. JoLo/YS/MM

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