Andy Warhol – jeder kennt ihn. Einer der wahrscheinlich bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts, Mitbegründer der Kunstrichtung Pop-Art und selbstverständlich Teil des damaligen Jetsets.
An dieser Stelle eine kurze Frage: War irgendwer eigentlich damals nicht Teil der Clique beziehungsweise kam man da, wenn man wollte, auch wieder raus?
Wo waren wir? Ach ja – Mr Andy Warhol. Neben den Tomatensuppendosen und dem ihm gewidmeten Song von David Bowie bleibt er uns Herrenschneidern für immer in Erinnerung mit seinem Warhol-Look: schwarze Loafer, weißes Button-Down-Hemd, Club-Krawatte, einreihiger Club-Blazer und dazu mittelblaue, hochsitzende Jeans. Eine Revolution, den klassischen Prep-School- und Ivy-League-Stil mit DER Arbeiterhose zu kombinieren. Außerdem passen die Strukturen des groben Denim-Twills und der Oxford-Webung tatsächlich hervorragend zueinander. Aber hat er „oben hui, unten pfui“ – wie man es gerne aus dem unwissenden Volksmund hört – erfunden? Nein. Sie wissen ja: „Gute Künstler kopieren, großartige Künstler stehlen“!
Meine Damen und Herren, kommen wir nun – nach etlichen Zeilen des Blablas – zu einem meiner ganz wenigen Stilidole: Mr Fred Hughes.
Der ursprünglich aus Texas stammende Hughes hat für knapp 25 Jahre Warhols Factory erfolgreich manövriert und – wie man sich erzählt – dabei in jeder Hinsicht die exzellenteste Figur gemacht: Kunst, Kleidung, Einrichtung etc. So sagte ein Kollege aus der Factory, Mr Vincent Fremont, über ihn:
“Fred had taste and he could find beauty in a flea market or the best furniture stores. High to low.“
Es gibt viele herrliche Anekdoten zu Hughes, die ich bei meiner Recherche gefunden habe, hier aber leider nicht teilen kann. Lesen Sie auf jeden Fall nach – zum Beispiel in Bob Colacellos Holy Terror: Andy Warhol Close Up. Ich werde mich an dieser Stelle auf den Kleidungsstil des einmaligen Ästheten Hughes fokussieren müssen.
„All the kids at the Factory, everyone who was younger than Fred wanted to dress like Fred”, erklärt Mr Colacello.
Inspiration in Sachen Kleidung fand Hughes beim Duke of Windsor, bei Umberto II. und bei Fred Astaire. Er machte es ihnen gleich: Zum Schneider wurde Anderson & Sheppard erkoren, Turnbull & Asser fertigte die Hemden und John Lobb die Schuhe. Das altehrwürdige Londoner Bermuda-Dreieck für Geldverlust. Später gab er auch Anzüge bei Tommy Nutter in Auftrag. Sein Faible für die Schneiderkunst ging so weit, dass er sich sogar seine Levi’s 501 Jeans an der Savile Row umschneidern ließ. Fortan trug er sie nur noch mit Bügelfalte. Sie merken: Wir nähern uns des Pudels Kern.
Zurück in der Factory trug Hughes seine umgeschneiderte Jeans dann eben mit englischen Maßsakkos und Maßhemden und kreierte durch diesen gekonnten Bruch einen neuen Look. Warhol war begeistert und kopierte ihn sofort – die Presse zögerte nicht und verpasste dem Aufzug den Titel „Warhol-Look“. Den Rest kennen wir von alten Bildern.
Ich bin ganz ehrlich, meine Damen und Herren, die Kopie des Looks durch Warhol finde ich ästhetisch sehr gruselig. Das Original dagegen ist unglaublich gut. Hughes' Version spricht die englische Maßsprache und ist sehr elegant und wohlproportioniert. Nur deshalb ist der stilistische Bruch so höchst exquisit.
Ich schätze den Look nicht nur im Bereich Casual – beispielsweise mit Navy-Blazer oder Tweed-Jackett. Nein, auch zum doppelreihigen Dinner Jacket mit weißem Abendhemd, Fliege, schwarzen Opera Pumps, oder zum mittelgrauen Flanell-Kreidestreifen-Jackett, mit formellem weißen Hemd, schwarzer Strickkrawatte und schwarzen Oxfords finde ich die mittelblaue, gebügelte Jeans unglaublich gut. So ist sie vielleicht sogar noch ein Stück besser, da aufregender und sowas von Je ne sais quoi!
Kurzum: „Oben hui, unten pfui“ geht! Aber nur, wenn man’s kann. Ich bin der äußerst selbstbewussten Meinung, dass unsere Kunden es können. Denn es war niemand geringeres als Hughes, der uns dazu inspiriert hat, eine Maßjeans zu entwickeln. Die einzig wahre Jeans zum Sakko – der neue, originale Factory-Look. MM/YS/JHS