James Bond - Style never dies?

James Bond - Style never dies?

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Jedem Mann sind schon einmal die Worte „Bond, James Bond“ über die Lippen gekommen, wenn er sich voller Stolz im Anzug präsentierte - ich schließe mal von mir auf andere. Der britische Doppelnullagent ist jedenfalls allgegenwärtig, wenn es um den coolen Auftritt geht. Leider entfernt sich der moderne Bond immer weiter vom zeitlosen Ideal der Herrenmode.

Über Sam Mendes’ moderne Darstellung vom muskulösen, depressiven Jason Bournd - ein bewusster Tippfehler - lässt sich generell schon vortrefflich streiten. Das eigentliche Problem aber ist die Funktionsweise von Hollywood. Dort ist es nämlich üblich, Filme durch Markenwerbung querzufinanzieren. Das finde ich soweit auch noch gar nicht verwerflich, wenn die Marken sich dem Drehbuch und den Charakteren unterordnen. Jedoch sprechen die Anzüge des aktuellen James Bond für mich eine andere Sprache.

Daniel Craig wirkt in seinen Anzugmodellen sicherlich nicht sehr britisch. Die viel zu engen Anzüge mit quasi ständiger Collar Gap - ein Anzugsfehler durch den das Revers den Hemdkragen nicht mehr berührt - entsprechen nicht mal ansatzweise dem Anforderungsprofil eines britischen Geheimagenten, der darin sprinten, klettern, robben und dramatische Purzelbäume schlagen können muss. Ein Schelm, wer denkt, dass die Schnitte nur so modisch sind, um in den Filmen aufzufallen und der Werbefunktion gerecht zu werden. Teilweise kommt es dabei zu solchen modischen Fauxpas wie in Spectre: das weiße Dinner Jacket von Daniel Craig - eine Hommage an Sean Connery - hat zwei Knöpfe anstatt nur einen.

Es gab schon bessere Zeiten. Anthony Sinclair, Schneider der Anzüge von Sean Connery in James Bond, beschrieb seine Anzüge für Bond im Jahre 1963 in einem Interview so: With any well-made suit, you should be able to roll it, to crush it, to stand on it or to sleep on it and it still falls back into its correct shape. Für mich stellt diese Beschreibung eine ideale Übereinkunft von Zweck und Optik dar und ist somit die perfekte non-verbale Darstellung des Charakters James Bond - einem damals noch fabelhaft angezogenen Gentleman.

Die Figur Bond verliert in meinen Augen immer mehr diesen einstigen Idolstatus, was die Kostümwahl angeht. Vielleicht ist dies auch von Samuel Mendes beabsichtigt, der eine Figur zeichnet, die vom System, seinem Beruf und dem Alkohol immer mehr zerfressen zu sein scheint. Ein Bond, der gerne aussteigen würde. Ein Bond, der sich in die Rolle des Mannes mit der Lizenz zum Töten quasi hineingezwängt fühlt. Ein Bond, der mit seinem Anzug Kontrolle ausdrücken will und damit schlichtweg dauerhaft unentspannt wirkt. Ein Beweis dafür findet sich in der Beobachtung von Bond-Girl Vesper Lynd in Casino Royale, während er und sie gegenseitig Rückschlüsse auf des anderen Charakter ziehen: All right… by the cut of your suit you went to Oxford or wherever and actually think human beings dress like that. But you wear with such disdain that my guess is you didn’t come from money and all your school chums rubbed that in your face every day, which means you were at that school by the grace of someone else’s charity, hence the chip on your shoulder.

Fakt ist: James Bond ist kein Kindheitsidol mehr - wie es Pierce Brosnan für mich noch war. Außerdem ist die Visualisierung einer Romanfigur immer Interpretationssache und verfehlt oft das vom Leser erdachte Bild, obwohl Ian Fleming diesbezüglich eigentlich recht eindeutig war: er hatte schwarze Haare, und eine Locke fällt immer unbändig in die Stirn. Sein schmales Gesicht und seine hohen Wannenknochen geben ihm zusammen mit seinen blau-grauen Augen einen kühlen Ausdruck. Als besonderes Kennzeichen trägt er eine schmale Narbe auf der Wange. Außerdem hat er eine Hauttransplantation an der rechten Hand, seit ihm ein sowjetischer Spion ein Erkennungsmerkmal hineingeritzt hat. Weiteren Aufschluss über Bonds Aussehen gibt es in einen Brief Flemings: Er sei 183cm groß, 76kg schwer mit schmalen Hüften, Mitte 30, trage mit zwei Knöpfen zu schließende, einreihige Anzüge aus dunkelblauem Kammgarn, einen schwarzen Ledergürtel und eine Rolex-Armbanduhr vom Typ Oyster Perpetural. (Wikipedia)

Kurzum, der heutige James Bond sollte, meiner Meinung nach, eher nicht konsultiert werden, wenn man gut angezogen wirken möchte.

Zur Einleitung der Vorweihnachtszeit und zur Erinnerung an bessere Zeiten möchte ich mit einem Zitat meines persönlichen Lieblings-James Bonds Pierce Brosnan schließen. Gegenüber Bond-Girl und Nuklearwissenschaftlerin Dr. Christmas Jones - die natürlich wie alle promovierten Nuklearwissenschaftlerinnen aussieht wie ein Supermodel und sich anzieht wie Lara Croft -  merkt er in der Endszene von Die Welt ist nicht genugan: I thought Christmas only comes once a yearMM

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