Die letzten Wochen standen wir permanent unter Strom und haben keinen Gedanken an etwas anderes verschwendet als an diesen verdammten Fisher-Account. Heute ist endlich das Ende unserer 100-Stunden-Woche in Sicht. Nur noch ein perfekter Tag, dann liegen wir in der Hängematte.
Doch zuvor heißt es: London – New York, New York – London; an einem Tag. Zwei entscheidende Meetings mit den zwei wichtigsten Klienten, auf den zwei wichtigsten Kontinenten. Alles dank dem Wundervogel namens Concorde. Eine Drucksituation, in der man sich nur auf sich selbst und seinen Schneider verlassen kann. Vor Wochen haben wir unseren Anzug für das große Finale der wochenlangen Vertragsverhandlungen in Auftrag gegeben. Hochsommer, zwei Flüge, Angstschweiß – alles Herausforderungen, die uns zur Verzweiflung trieben bis wir diesen Kammgarnstoff von Dugdale Bros & Co. fanden.
Daraus ist ein Dreiteiler im Blau der Royal Air Force geworden. Das Slate-Blau des Anzugs ist heller als typisches Navy-Blau, was es zu einem schönen Sommerstoff macht. Bei unseren heutigen Kunden wollen wir auch nicht nur einen Hauch von Verunsicherung versprühen. Folglich bekommt die Jacke mit tiefem Schließknopf ein breites, aufsteigendes Revers. Zusammen mit zwei hohen Rückenschlitze und den großen Pattentaschen bietet sie nicht nur Komfort für die (kurzen) Flüge, sondern betont auch die Taille stark. In Kombination mit dem aufsteigenden Revers sehen wir unglaublich athletisch aus. Auch nach sechs Zeitzonen in sechs Stunden sollten wir also noch den nötigen steilen Eindruck hinterlassen.
In Gedanken an unsere Klienten in London wählen wir eine wunderschöne silberne Hermès-Krawatte aus – als Zeichen europäischer Eleganz. Dazu kommt ein Popeline Hemd von Thomas Mason. Das Slate-Blau des Anzugs hat etwas Graues, das sich auf wunderbare Weise mit dem blassen Rosé des Hemdes kombinieren lässt. Das Hemd hat Umschlagmanschetten und einen Zee-Jerman-Tab-Kragen. Wie auch beim Anzug entsteht so ein eleganter, hochprofessioneller Auftritt.
Mittags geht es dann weiter nach New York. Auf dem Weg sind wir zwar nur in klimatisierten Taxis und Flughäfen unterwegs, aber zur Not kann das 280 Gramm leichte Tuch auch höhere Temperaturen ab. Zumal uns auf dem 8.000 Pfund teuren Flug noch einmal bewusst wird, was für ein wichtiger Tag heute ist. Bevor uns die Luft wegbleibt, ziehen wir die Jacke gleich lieber aus. Damit wir dabei nicht gänzlich hemdsärmelig an Bord dieses Überschall-Edelrestaurants sitzen, haben wir uns eine einreihige Weste mit fünf Knöpfen, ohne Revers zugelegt. Sie ist der perfekte Begleiter für unsere Jacke mit aufsteigendem Revers.
Alles lief nach Plan! Auf dem Rückflug können wir uns endlich entspannen. Die besonders aufmerksame Crew hat unser nervöses Auftreten vor noch weniger als drei Stunden beobachtet und den einzig richtigen Schluss gezogen: An unserem Platz steht bereits ein Fläschchen Dom Pérignon bereit. Mittlerweile ist uns danach, den Sitz nach hinten zu kippen, die Jacke auszuziehen und auf unseren triumphalen Erfolg anzustoßen – mit uns selbst. Die Hose mit Umschlägen ist aufgrund der hohen Leibhöhe gewohnt bequem und zur Weste passend geschnitten. Die zwei Bundfalten bieten dazu einen flüssigen Übergang von der Weste zur Hose.
Endlich zu Hause angekommen streifen wir unsere schwarzen Oxfords von Herrn Leonard Kahlcke ab, die uns treu begleitet haben, und fallen zufrieden ins Bett. JoLo/MM/YS