Er war einer der ganz großen Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Portraits sind bis heute legendär und zeigen einen Querschnitt der Prominenz seiner Zeit. Von Sophia Loren, Truman Capote und Judi Dench bis zum Duke of Windsor: Richard Avedon hatte sie alle vor der Linse.
Seine Karriere begann in den 1940er Jahren als Modefotograf für Harper's Bazaar. Ähnlich wie Cecil Beaton arbeitete er meist außerhalb des Studios. Seine Fotografien waren jedoch nicht so inszeniert wie bei Beaton und er zeigte seine Modelle in scheinbar banalen Alltagssituationen – aber in Haute Couture. Hinzu kam, dass er seine Protagonisten in der Bewegung ablichtete, was seine Fotografien dynamisch und mühelos wirken lässt.
Ab den 50er Jahren wandte er sich mehr und mehr der Porträtfotografie zu. Hier legte er einen ganz anderen Stil an den Tag: Seine Fotografien wurden schlichter und er begann ausschließlich im Studio, vor weißem Hintergrund und mit starkem Licht, zu fotografieren. So entstanden starke Kontraste zwischen dunklen Schatten und gleißendem Weiß – Graustufen treten dabei kaum auf. Seine Arbeiten wirken meiner Meinung nach sehr klar und „ungeschminkt“. Er wollte einen persönlichen, wenn nicht sogar intimen, Moment mit den zu portraitierenden Personen kreieren. Diese wirken auf den Fotos entweder tief melancholisch (wie beispielsweise Marilyn Monroe) oder dynamisch und aufgedreht (wie Charly Chaplin mit Teufelshörnern).
Avedons Kleidungsstil hingegen wirkt weitaus weniger durchdacht als seine Fotografien, was ihn aber nicht minder spannend macht. Sein Auftreten passt in meinen Augen sehr gut zu seinem Fotografie-Stil. In den 50er Jahren trug er schlichte blaue oder graue Einreiher, die Krawatte war leger gebunden und der oberste Hemdenknopf offen. Später verschwand der Anzug und er war häufiger im sogenannten Canadian Tuxedo zu sehen: Jeanshemd und Jeansjacke zur Jeanshose (Tom Ford wäre stolz).
Wie seine Fotografien müsste der Richard Avedon-Anzug schlicht und ohne Firlefanz sein. Ein Einreiher aus nachtblauem Gabardine mit einem tiefen Schließknopf. Die kräftige Twill-Struktur würde meiner Meinung nach gut zu der modisch uninteressierten aber lässig eleganten Erscheinung Avedons passen. Die Stilisierung wäre schlicht: zwei gerade Pattentaschen, kein Knopfloch am Revers und ein hoher Mittelschlitz. Dazu ein cremefarbenes Pinpoint-Hemd mit weichem Button-down-Kragen, Dreiknopfmanschette und blauer Strickkrawatte. Die Hose hätte keine Umschläge, wäre etwas schmaler geschnitten und mit einem schwarzen Krokodilledergürtel versehen. TG/YS/MM