The Mad Tailor: Der ultimative Guide für Bundfalten

The Mad Tailor: Der ultimative Guide für Bundfalten

Geposted von admin am

Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.  So steht es auch um das Thema der Bundfalten.  Ich persönlich liebe sie und setze sie quasi an jede Hose meiner Lounge Suits.  Ein Faible habe ich dabei für zwei nach innen gerichtete.  Warum?  Es schlägt die Stunde des Mad Tailors; er dröselt das Thema Bundfalten mal für uns auf.

Warum überhaupt Bundfalten?

Die meisten Herren assoziieren Bundfalten mit der jüngeren ästhetischen Vergangenheit der 80er Jahre – American Gigolo, American Psycho (wir empfehlen unseren Artikel über diesen Film), Miami Vice et cetera perge perge.  Der Hang zu Volumen und Pompösität kann diese Zeit nicht läutern.  Tatsächlich waren die Bundfalten aber keine Erfindung der 80er, sondern feierten lediglich ein Comeback.  Die generelle Idee der Silhouette der 80er Jahre entstand aus der Tendenz zu einer übermännlichen, machtvollen Figur – sowohl in der Herren- also auch in der Damenmode.  Es wurde sich dementsprechend an den Schnittideen der 20er Jahren bedient und überzeichnet – weite Schultern, schmale Taillen, voluminöse Brustpartien... siehe auch Samantha Fox.  Damals waren Bundfaltenhosen nicht mehr und nicht weniger geschätzt wegen ihre irrsinnige Praktikabiltät: sie bieten mehr Platz und erlauben eine größere Bewegungsfreiheit.  Der Hang zum Volumen und der damit einhergehenden Betonung der schmalen Taille waren also eher sekundäre Effekte, die aber gerne angenommen wurden.  Damit kommen wir schnurstracks zum nächsten Punkt.

Tiefe Bundfalten - zu sehen an dieser Vollmaßhose eines Savile Row Schneiders.

Formalität der Bundfalten

Bundfalten haben einen praktischen Aspekt und dienen dem Hinzufügen von Bewegungsfreiheit.  Sie sind damit frei nach dem Motto form follows function Teil eines eher sportlichen oder lockereren Designs.   Deshalb harmonieren sie auch gut mit Umschlägen – lesen Sie dazu auch unseren Artikel zu Umschlägen.  Zu sehr förmlichen Anzügen wirken sie deshalb teils fehlplatziert – auch hier gibt es jedoch Ausnahmen ...dazu später mehr.  Man könnte es sich nun sehr einfach machen und sagen, dass Bundfalten an einem formellen Anzug, wie zum Beispiel einem dunkelblauen, Dreiteiler mit steigendem Revers, erst mal nichts verloren haben.  Ähnliches gilt für den dreiteiligen Smoking.

So weit, so schön.  Wenn man sich aber für die eher sportlichen und – einige Herren meinen auch – bequemeren Bundfalten entscheidet, in welche Richtung sollen sie zeigen und wie viele dürfen es überhaupt sein? Im englischen Stil gilt es als eher ungewöhnlich, seinen Schneider bei der Besprechung eines klassischen Lounge Suits nach Bundfalten, die nach außen zeigen zu fragen.  Sie gelten als zu informell für einen Lounge Suit.  Über die Gründe für diese Annahme kann man sich streiten:  Ich habe von einem Schneider gehört, sie gälten als vulgär, weil man im Profil quasi in die Hose reingucken kann.  Mein Verständnis für Elitarismus kennt leider Grenzen.  Aber halten wir uns des Spaßes halber dennoch daran: Bei einem klassischen Lounge Suit gehören Bundfalten nach innen gerichtet.  Bei sportlicheren Hosen, die zum Beispiel nur mit Sportjacken oder ohne Jacke getragen werden, wären Bundfalten nach außen konsequent – vielleicht sogar mit Gürtelschlaufen.

Nach innen zeigende Bundfalten.

Optik

Jetzt kommen wir zu Optik und zur Praxis.  Meiner Philosophie nach unterliegt die Optik der Formalität.  Manierlichkeit trumpft immer über Optik... AUSSER man betont dadurch die Optik unvorteilhaft.  Ein Beispiel: Bei Herren mit breiten Hüften sind Bundfalten nach außen keine gute Wahl, weil sie diese nochmals mehr betonen.  Bei breithüftigen Herren wären – auch bei sportlichen Kombinationshosen – Bundfalten nach innen besser.  Vice versa, empfehle ich Kunden mit schmalen Hüften, die Option nach außen zeigende Bundfalten zu wählen.

Nach außen gerichtete Bundfalten à la Miami Vice.

Schlußendlich und um den Rahmen wieder aufzugreifen, löse ich das Problem der Bundfalten generell über einen simplen Formalitätsansatz:

  1. Formelle Anzüge = keine Bundfalten
  2. Semi-formelle Anzüge = Bundfalten nach innen
  3. Kombinationen und sportliche Anzüge = Bundfalten nach außen

Zusatzinformationen

Erstens, und damit wäre gleich bestätigt, dass dieser Lösungsansatz zu kurz greift, um alle Eventualitäten abzubilden, ist die eigentliche Frage also: Wie formell soll mein Anzug aussehen?  Sprich ein Berufsmusiker oder -tänzer sieht seinen Abendanzug eher als Berufskleidung, die Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit garantieren muss. Für ihn ist der Abendanzug also weniger formell und er entscheidet sich deshalb für Bundfalten.  Ein weiteres Beispiel: Ein Nadelstreifenanzug gilt für einige Herrschaften vielleicht als formeller Anzug, für andere ist er eher casual. Die Entscheidung bezüglich der Bundfalten – und anderer Stilisierungsmerkmale – wird vermutlich unterschiedlich ausfallen.  Zweitens, die Anzahl der Bundfalten kann variieren.  Ich persönlich favorisiere zwei, weil sie die Strecke zwischen Hüftbogen und  Schritt meinem Gefühl nach schöner unterteilen.  Aus diesem Grund habe ich auch schon Hosen mit drei nach außen zeigenden Bundfalten mit Vergnügen getragen – lustigerweise war das ein grauer Vintage Nadelstreifen Anzug von Edward Sexton mit Gürtelschlaufen aus den 80ern. MM/YS

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