Silver Screen Revisited: James Bond (Goldfinger, 1964)

Silver Screen Revisited: James Bond (Goldfinger, 1964)

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Würde man eine Liste der am bestgekleidetsten Filmcharaktere zusammenstellen, würde bestimmt eine Rolle nicht fehlen ... und das nicht nur, weil sie der Jugendheld nahezu jeder Generation ist.  Seit nun über 50 Jahren ist sie regelmäßig auf der Leinwand zu sehen:  Es geht selbstverständlich um keinen geringeren als Commander Bond.

Falls Sie sich gerade bei einem verzweifelten Blick auf die Uhr erwischt haben, können wir Sie beruhigen:  dieser Artikel beschränkt sich lediglich auf einen Film ... und welchen besseren gäbe es - um den Kern der Serie zu offenbaren - als Goldfinger, den Film, der von Matt Spaiser, dem Kopf hinter dem Blog "Suits of James Bond", den ersten Platz in der Kategorie Kostüm erhielt.  Auch behaupten viele eingefleischte Fans, dass eben dieser Bond-Film der klassischste wäre, weshalb im Prinzip jeder neue mit ihm verglichen wird.

Bond, James Bond.

James Bonds Garderobe

Um Bonds Garderobe zu verstehen, muss man sich bewusst machen, dass sie eine Ausweitung seines Charakters ist.  Sie sagt noch mehr über ihn aus, als alle Martinis und Sportwagen das jemals zusammen könnten.  Der Zuschauer nimmt Bond schon durch dessen Kleidung als gesitteten, britischen Geheimagenten wahr. Funktion trifft zeitloses Design! Unterstrichen wird diese Wahrnehmung durch die Aussage des ersten Bond-Schneiders, Anthony Sinclair.  Dieser erklärte einstweilen: "With any well-made suit, you should be able to roll it, to crush it, to stand on it or to sleep on it and it still falls back into its correct shape."  Er schneiderte dementsprechend die Anzüge, als wären sie für einen echten Geheimagenten, weshalb Bonds Garderobe auch wirklich in jeder Situation sagenhaft authentisch wirkt.

Das weiße Dinner Jacket

Der Zuschauer weiß bereits nach Goldfingers Vorspann, dass hier garderobentechnisch geklotzt und nicht gekleckert wird.  Die Mission wird im praktischen Taucheranzug ausgeführt, und während Bond sich seinem nächsten Ziel nähert, offenbart er das darunter liegende Outfit:  Ein weißes Dinner Jacket - was auch sonst?!  Das Kleidungsstück wird seit diesem britisch-humorvollen Erstauftritt stark mit James Bond verbunden.  Auch heute kann man sich kaum elegantere Kleidung vorstellen, um sich in einem Nachtclub in aller Seelenruhe eine Zigarette anzuzünden, während die weiteren Gäste von einer Explosion aufgeschreckt werden.

Der graue Dreiteiler

Ähnlich unvergessen bleibt Bonds grauer Dreiteiler - ein wundervoller hellgrauer Glen Check.  Der Anzug betritt unter anderem beim Verlassen des Flugzeugs des Bösewichts Auric Goldfinger - dargestellt durch den deutschen Schauspieler Gert Fröbe - die Bühne.  Auch dieser Anzug hat es zweifelsohne in die Geschichtsbücher geschafft.  Ein Indiz dafür ist, dass selbst andere Filme sich auf den Anzug beziehen.  So ordert Frank William Abaganale Junior - gespielt von Leonardo DiCaprio - in "Catch me if you can" eine Kopie eben dieses Anzugs.

Grauer Dreiteiler.

Die Freizeitkleidung

Einen guten Eindruck von Bonds Freizeitkleidung erhalten wir, während er Goldfinger mithilfe eines Peilsenders - der praktischer Weise in seinem Schuhabsatz versteckt war - verfolgt.  Am Steuer seines Aston Martin DB5s - kurzes Kinnladenrunterklappen ist an dieser Stelle erlaubt - trägt er eine braune Tweedjacke, eine Hose aus Cavalry Twill und eine braue Strickkrawatte.

Was würde Connerys Bond heute tragen?

Connerys Bond zeichnet sich stark dadurch aus, dass er sich klassisch englisch kleidet und damit gekonnt jedem Modetrend entsagt.  Dass ein Geheimagent nun mal auch unauffällig gekleidet sein sollte, ist beim berühmtesten Geheimagenten der Welt ein eher zweitrangiges Argument für seine Kleiderwahl.  Während man heutzutage allein schon dadurch auffällt, dass man ein gut sitzendes Sakko trägt,  war korrekte Kleidung im Zeitkontext der 60er Jahre noch kein Problem.  Der aktuelle Bond, Daniel Craig, offenbart par excellence, dass es anscheinend wirklich schwierig ist, passende Kleidung im modernen Zeitalter zu finden.  Tom Ford - den wir ansonsten sehr schätzen - hat es verstanden, wie man Commander Bond aussehen lässt wie Midshipman Presswurst.  Für einen echten Bond wäre das sicherlich kein Option gewesen.  Wir würden, wenn uns die Ehre zu Teil werden sollte, unseren Filmhelden einzukleiden, einen Einknopfanzug mit fallendem Revers aus schwerer, grauer Wolle mit Fischgrätenmuster vorschlagen.  Geschmückt wäre das zweischlitzige Sakko mit einer Billettasche, wie die restlichen mit Patte, und einem mittelmäßig breiten Revers.  Seine einfarbigen Grenadine- und Strickkrawatten würden, gemeinsam mit einem weißen Leineneinstecktuch, den Auftritt hervorragend abrunden.  Dazu trüge Bond schwarze Oxfords.

Posieren.

Zusatzinformationen

Erstens, selbst beim Golfen macht Bond in dem - für seine Verhältnisse - sehr lässigen Outfit eine gute Figur: Er zeigt mit dem weinroten Pullover und dem Hutband etwas Farbe und kombiniert das mit einer dunkelgrauen Hose und einem hellgrauen Polohemd.  Zweitens, wir haben uns bereits über die modernen Anzüge des James Bonds in einem frühen Artikel ausgelassen:  Lesen Sie dazu James Bond - Style never dies.  FMB/MM/JHS

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