Style Icons: Theo Koll

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Beim Betrachten von so manchem Kleidungsstück frage ich mich, ob da alles mit rechten Dingen zugeht. Schalte ich zum Beispiel abends das erste oder zweite Programm an, wirkt meine Mimik vermutlich oft so als befände ich mich kurz hinter der Kuppe einer ´Achterbahn.

Das ist nur dann nicht der Fall, wenn Theo Koll seinen Auftritt als Moderator, Kommentator oder Interviewer hat. Der 1958 geborene Journalist verfolgt immer dasselbe Konzept: Er wirkt zurückhaltend, fast schon zahm und doch fällt er mir zwischen all den anderen Schlipsträgern auf wie ein bunter Hund.

Da wären zunächst die Anzüge: Herr Koll trägt ausnahmslos Jacken mit drei Schließknöpfen, die recht tief positioniert sind – wie bei unserem Modell Josef. Der Vorteil dieses Looks ist, dass die Sanduhr-Form der Jacke betont wird. Gleichzeitig passen die Proportionen gut zu Herrn Koll, der nicht gerade klein geraten ist. Häufig trägt er dazu noch eine einreihige Weste, sodass man sich Herrn Koll, mit Seitenscheitel und Pantobrille, ohne Weiteres an der Seite früherer Bundeskanzler vorstellen könnte.

Aber das ist alles nur Mittel zum Zweck, um die Grundlage für sein wahres Genie zu bereiten. Denn die einfarbigen Anzüge dienen in meinen Augen lediglich als Leinwand für seine farbintensiven Kombinationen aus Hemd und Krawatte. Wo der Durchschnittsmoderator zum weißen Popelinhemd und einer marineblauen Krawatte greift, präsentiert Herr Koll am liebsten reizvolle Kombinationen: Rosa und Weinrot, Pink und Lila oder Rot und Hellblau. Besonders gut gefällt mir hierbei die Eleganz, die die Kraft der Farben erzeugt und in vielen Fällen sehr gut harmonieren. In seltenen Fällen bewegt sich Herr Koll haarscharf auf der Grenze zum Farbclash, was wiederum den Eindruck einer gewissen Selbstvergessenheit entstehen lässt.

Auch der Hemdkragen spielt eine zentrale Rolle. Er trägt ausschließlich sehr kurze Tab-Krägen, die sich wie eine Manschette um seinen Hals legen. Sie wirken ernsthaft und streng, was durchaus auch auf seine Anzüge zutrifft. Gleichzeitig bieten sie Balance für seinen eigentlichen Charakterausdruck in Form von Hemd und Krawatte.

Dann und wann tritt Herr Koll aber auch in großen Karohemden auf. Meistens spielt er auch hier mit ähnlichen Farbtönen, nur dass der Kontrast zwischen dem freizeitlichen Muster und der Uniform und dem Kragen eines Börsianers ensteht. Dazu trägt Herr Koll meistens Krawatten eines bekannten französischen Herstellers, dessen augenzwinkernde Attitüde Herrn Kolls journalistischen Ansatz in wunderbar subtiler Weise spiegelt.

Bevor es aber für das ungeübte deutsche Auge zu wild wird, greift Koll kurzerhand zum Dreiteiler, um seine aufregenden Hemden und Krawatten ein wenig zu verstecken.

Am Ende besticht Herr Koll jedoch, wie so viele, vor allem durch eine selbstsichere Art – seine Kleidung ist nie Kostüm. Er hat eine Idee von sich, die er seinem Gegenüber vermitteln möchte und hat ein Rezept entwickelt, dies zu erreichen. So hat er – gerade im Fernsehen sehr hilfreich – eine unverwechselbare Marke kreiert, die nichts mit Langeweile oder Eintönigkeit zu tun hat. Und so springt meine Mimik beim Anblick von Herrn Koll immer zurück in den erleichternden Zustand, wenn die Achterbahn langsam in ihre Endposition rollt. JoLo/YS/KP

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