SILVER SCREEN REVISITED – Der Große Gatsby (1974)

SILVER SCREEN REVISITED – Der Große Gatsby (1974)

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Die Filmadaption Der Große Gatsby (Jack Clayton, 1974), die auf F. Scott Fitzgeralds gleichnamigem literarischen Meisterwerk basiert, ist eine der besten, die ich jemals gesehen habe. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass Der Große Gatsby (Fitzgerald, 1925) auch einer meiner Lieblingsromane ist. Genau deshalb gefällt mir wahrscheinlich auch der Film so sehr. 

Sowohl der Film als auch das Buch spielen im Hochsommer. Die Outfits der Herren bestehen deshalb aus leichten Anzügen, die sich für das Sommerwetter besonders gut eignen. Wir befinden uns in den 1920er Jahren – nach dem Ersten Weltkrieg, aber noch vor der Großen Depression. Diese Stimmung spiegelt sich auch in den Kostümen von Ralph Lauren wieder, der die Herren eingekleidet hat. 

Aus Sicht der klassischen Herrenmode sind Laurens Kostüme unübertroffen. Mein Lieblingscharakter ist der Erzähler Nick Carraway (gespielt vom exzellenten Sam Waterston). Nick zeichnet sich durch eine leichtgängige, natürliche Eleganz aus, die typisch ist für das Alte Geld – zu gleichen Teilen selbstbewusst und unaufdringlich. Er trägt beeindruckende gestreifte Hemden und klein gemusterte Krawatten (in perfekter Breite von 9 bis 9,5 Zentimetern). Die Hemdenkragen sind eng und geradegeschnitten – mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Moggs #ZeeJerman. Die Hemden werden häufig mit Kragennadel getragen. Was die Anzüge betrifft, trägt Nick vor allem Einreiher mit sehr breitem Revers und zwei Knöpfen – mal mit, mal ohne Weste. 

Tom Buchanan, gespielt von Bruce Dern, ist der unsympathischste Charakter. Tom ist ein reicher, uninspirierter Mann, der nichtsdestotrotz einigermaßen korrekt und stilvoll gekleidet ist – entsprechend der Ära. Ähnlich wie Nick trägt er häufig einreihige Anzüge mit Details, die für die damalige Zeit üblich waren. Dazu kombiniert er gestreifte Hemden mit abgesetztem Kragen, die gar nicht mal schlecht aussehen. Er trägt oftmals einen runden, sogenannten penny-collar, mit Kragennadel. Tom würde geradezu elegant wirken, wenn sein Charakter nicht so unausstehlich wäre. Im Vergleich zu Nick (der sehr sympathisch ist) und insbesondere im Vergleich zu Gatsby – dem Star der Show – steht er schlecht da. 

Was kann ich zu Gatsby sagen? Der unvorstellbar gut aussehende Robert Redford spielt Jay Gatsby in perfekter Manier. Die Tragödie des Films besteht darin, dass Gatsby – vor vielen Jahren – eine intensive Beziehung mit Toms Frau, Daisy, hatte und sie noch immer liebt. Der Zuschauer lernt Gatsby bei einer seiner berühmt-berüchtigten Partys kennen. In black-tie wirkt er fast zurückhaltend. Aber Redford ist so adrett, er sähe wahrscheinlich in jedem Outfit umwerfend aus! 

Eine Besprechung des Films kommt nicht darüber hinweg, zumindest ein paar Worte über Gatsbys Partys zu verlieren. Gatsby lebt in einem riesigen Anwesen auf Long Island, wo die ausgiebigen Feste mit Hunderten Gästen stattfinden. Genau so, wie wir uns alle das Jazz-Age vorstellen. Die meisten Gäste tragen black tie, einige auch lounge suits. Hier und da ist auch ein Herr in white tie zu sehen. Diese Zwanglosigkeit bezüglich des Dresscodes passt zu der Alles-ist-erlaubt-Atmosphäre, die die Partys versprühen. 

Wenn er nicht in black tie auftritt, ist Gatsbys Garderobe – vorsichtig gesagt – extravagant. So bleibt zum Beispiel ein schokoladenbrauner Nadelstreifenanzug in Erinnerung. Dazu trägt Gatsby ein weißes Hemd und eine wunderschöne, braune Krawatte mit einem subtilen Muster, das scheinbar aus kleinen Punkten und Rechtecken besteht. Wenn wir ganz besonders wählerisch sein dürfen (und das sind wir in den Mogg-Towers, wie Sie wissen): Ein cremefarbenes Hemd würde uns noch besser gefallen. Doch auch das reinweiße steht Gatsby. 

In einer anderen Szene trägt er einen dreiteiligen, blassrosanen (!) Einreiher aus Leinen mit zwei Knöpfen und einer doppelreihigen Weste. Er ergänzt das Outfit mit einem weißen Hemd und einer himmelblauen, kleinbemusterten Krawatte. Da es ja Sommer ist, trägt er dazu weiße Wildlederschuhe. Es überrascht nicht: Er sieht auch in diesem Outfit umwerfend aus! Daisy merkt an, dass dieses Outfit ganz besonders cool ist, um der Sommerhitze zu trotzen.

Als Gatsby und Daisy sich nach all den Jahren wiedersehen, kommt es zu den dramatischsten Szenen des Films. Daisy hat sich zu einem Besuch bei ihm angekündigt: Er trägt einen weißen, dreiteiligen Einreiher mit einer zweireihigen Weste, einem hellblauen Hemd (womöglich mit einem Anteil Seide) und eine goldgelbe Krawatte. Sehr charmant, sehr stilvoll und überaus elegant! 

Es folgt eine Szene, die für Enthusiasten der klassischen Herrenmode wahrscheinlich jegliche Träume übertrifft. Die meisten von Ihnen werden vermutlich wissen, wovon ich rede. Aber für alle, die sich wundern: Es geht um die Szene, in der Gatsby stapelweise feinste Hemden durch sein Ankleidezimmer wirft, um Daisy zu beeindrucken. 

Fitzgeralds elegante und bewegende Prosa kommt an dieser Stelle des Romans besonders zur Geltung, weshalb ich Ihnen einige Zitate nicht vorenthalten kann, um die Schönheit seiner Worte greifbar zu machen:

"Ich habe jemanden in England, der meine Kleider für mich kauft. Zu Beginn der Saison, im Herbst und im Frühjahr schickt er mir eine Auswahl von Sachen.", sagt Gatsby.

Er nahm einen Stapel Hemden heraus und begann, sie einzeln vor uns hinzuwerfen: Hemden aus reinem Leinen, dicker Seide und feiner Baumwolle, die sich im Fallen auseinanderfalteten und den Tisch in bunter Verwirrung bedeckten. Während wir sie bewunderten, brachte er noch mehr und der üppige weiche Berg wuchs immer weiter:

Hemden mit Streifen, Karos und Schnecken, korallenrot und apfelgrün, lavendelfarben und blassorange mit indigoblau gesticktem Monogramm. Plötzlich, mit einem angespannten Laut, warf Daisy sich über den Tisch, vergrub den Kopf in den Hemden und begann stürmisch zu weinen.

"So schöne Hemden sind das", schluchzte sie mit erstickter Stimme in die üppigen Falten. "Es macht mich traurig, dass ich noch nie – so schöne Hemden gesehen habe."

Die Hemden sind Teil einer Garderobe, für die einige von uns sterben würden! Zwei gewaltige Patentschränke beherbergen seine Anzüge, Morgenröcke, Krawatten und Hemden [...], die zu Dutzenden gestapelt waren. Im Film sind unzählige fantastische Hemden, in verschiedensten Farben, mit Streifen und Mustern zu sehen. Blaue, lilafarbene, pinke, gelbe und grüne – alles ist in Gatsbys Schrank zu finden. Und die Set-Designer lassen keine Zweifel daran aufkommen, wo Gatsbys Mann in England die schönen Hemden für ihn bestellt. In einem der Schränke befindet sich eine verdächtige Ansammlung an Turnbull & Asser-Boxen. Da ich als bespoke-Kunde die Stoffbücher von T&A in den vergangenen 20 Jahren kennenlernen durfte, kamen mir einige Muster und Farben aus Gatsbys Schrank sehr bekannt vor. Die Hemden im Film sehen tatsächlich alle so aus, als ob sie gerade von der Jermyn oder der Bury Street kämen. 

Ich hoffe, meine kleine Auswahl an Szenen konnte Ihr Interesse wecken und diesem überaus stilvollen Film alle Ehre machen. Nichtsdestotrotz – wie in all unseren Filmempfehlungen – möchte ich auch ein paar Dinge anmerken, die ich gerne ändern würde, wenn ich Gatsby ausgestattet hätte. Sollten Sie ein regelmäßiger Leser sein, wissen Sie wahrscheinlich, dass ich ein großer Fan von einreihigen Anzügen bin. Die Variante mit zwei Knöpfen, wie sie im Film häufig zu sehen ist, gefällt mir jedoch nicht so gut, wie die mit drei Knöpfen oder einem (hochsitzenden) Knopf. Obgleich die Hemdkragen sehr dem Stil der 1920er Jahre entsprechen, würde es mich freuen, wenn Nick und Gatsby einen cutaway-Kragen (ähnlich einem St. James-Kragen von Herrn Mogg) tragen würden. Darüber hinaus waren die Patten der Anzugtaschen zwar großzügig, sie hätten aber gerne auch schräg positioniert sein dürfen – und auch die Billetttaschen fehlten. 

Alles in allem: Der Film ist einer der schönsten überhaupt, und dabei bleibt er stilistisch der Ära des Romans treu. Die Anzüge von Ralph Lauren sind unübertroffen! Sollten Sie den Film also noch nicht kennen, holen Sie ihn schnellstmöglich nach. Der Roman ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Im Vorwort der Everyman-Ausgabe schreibt Malcolm Bradbury: "The Great Gatsby in fact tells in its finest form a story that Fitzgerald would tell many times." Es ist tatsächlich eine außerordentlich schöne Geschichte – Fitzgeralds beste, wenn Sie mich fragen, und der Film steht ihr in nichts nach. BTWB/YS/MM/JHS

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