Vermutlich arbeiten Sie gerade, so wie wir alle, von zu Hause aus und drehen so langsam ein wenig am Rad. Ich kann nur für mich sprechen, aber der Kollaps steht kurz bevor und ich sehne mich nach ein wenig Normalität und Alltag. Für mich würde das bedeuten: Gestriegelt und gespornt – in Anzug und Bananenknoten – ins Büro.
Ich könnte mir zurzeit nichts Schöneres vorstellen, als zu diesem Alltag zurückzukehren. Und als ich so darüber nachdachte, was ich wohl anziehen werde, wenn ich wieder vor die Tür darf, stieß ich auf ein umstrittenes Thema: karierte Business-Hemden. Wie Sie wissen: Wir haben immer einen Stapel hellblaue, eierschalen- und rosafarbene Hemden aus Popeline und mit Spitzkragen bereit. (Vergessen Sie die rosafarbenen auf keinen Fall!). In der ganzen freien Zeit konnte ich mich jedoch auch mit der Frage nach karierten Hemden befassen: Wie gut passen sie zum Business-Anzug? Ist der smexy-Faktor groß genug, oder sollten sie besser gleich im Schrank bleiben?
Die kurze Antwort: karierte Hemden sind definitiv smexy und eine ausgezeichnete Alternative zu einfarbigen Hemden, um abwechslungsreiche Outfits zusammenzustellen. Es gibt jedoch eine grundlegende Regel, die ich immer beachte, wenn ich karierte Hemden trage – hierzu später mehr. Selbstverständlich dürfen Sie die Regel nach Belieben brechen.
Aber eins nach dem anderen: Als ich Mitte der 90er Jahre nach London zog, habe ich mich schwer in das Karohemd verliebt. Karierte Hemden hatte ich zuvor, in meinen jüngeren Jahren in den USA, nie als Teil der Business-Uniform betrachtet. An meinem ersten Tag in der Londoner Square Mile konnte ich kaum glauben, dass viele meiner neuen Kollegen verschiedenste Karohemden unter ihren Anzügen trugen. Von Gingham-Mustern (groß und auffällig oder klein und diskret) über feine Hahnentrittmuster bis hin zu Prince-of-Wales-Mustern und Mustern, die an Millimeterpapier erinnerten; es war einfach alles dabei! Und mir gefiel dieser experimentelle Umgang mit karierten Hemden sehr.
Ich sollte vielleicht erwähnen, dass karierte Hemden im London der 90er Jahre ein riesiger Trend waren. Überall, wo man hinschaute, gab es sie: In den Schaufenstern der ready-to-wear-Läden (Thomas Pink und T. M. Lewin) und bei den Maßhemdenschneidern (Turnbull & Asser, Hilditch & Key, Harvie & Hudson) stapelten sie sich bis unter die Decke. Auf diese Zeit geht meine spezielle Vorliebe also zurück. Noch dazu: Die Frau, in die ich mich zu jener Zeit unsterblich verliebte, stand total darauf. Sie verstehen schon…
Kommen wir also zu meiner ehernen Regel. Ich trage karierte Hemden ausschließlich zu einfarbigen oder karierten Anzügen – meistens zu einem wunderbaren grauen Flanell-Anzug mit Windowpane-Muster. Zu einem gestreiften Anzug würde ich niemals ein kariertes Hemd tragen – andere schon (Max Mogg höchstpersönlich zum Beispiel). Der Look ist überzeugend und pointiert, keine Frage. Doch von Mustermixen lasse ich lieber die Finger.
Alles in allem gilt also: Ein kariertes Hemd eignet sich hervorragend zum Business-Anzug – egal, ob der Anzug einfarbig, kariert oder, wenn Sie besonders mutig sind, gestreift ist. Damit machen Sie ein starkes stilistisches Statement. Ob Sie meine Regel nun für angebracht oder albern halten, mit einem karierten Hemd sehen Sie auch im Geschäftsleben stets umwerfend aus. Sie setzen sich von der Masse ab, ohne unangenehm aufzufallen und sind zugleich der bestgekleidete Mann im Raum. Was möchten Sie noch? Das Haus verlassen? BTWB/YS/MM/JHS