Kalt ist der Winter, Warm ist der Mantel

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Der Winter nähert sich in großen Schritten. Der Anzug allein reicht nicht mehr, um sich auf dem Arbeitsweg vor einer Erkältung zu schützen. Kaltes, feuchtes Klima verlangt nach einem wärmenden, wasser- und winddichten Begleiter: dem Mantel. Das Problem, das viele Männer bei der Investition in dieses Kleidungsstück haben, ist, den richtigen Mantel nicht nach seinen modischen Äußerlichkeiten, sondern nach seinen Funktionen zu wählen.  Nur ein funktioneller Mantel erfüllt seinen Zweck, wirkt authentisch, männlich und klassisch.

Leichte und Schwere Mäntel

Lassen Sie mich den Oberbegriff „Mantel“ in zwei Kategorien unterteilen: Es gibt leichte Mantelmodelle und schwere. Zu den leichten Klassikern gehören der Slipon und der Trenchcoat; zu den schweren der Chesterfield, der Covert Coat, der Crombie Coat, der Duffle Coat, der Great Coat und der doppelreihige Polo Coat. Die leichten Modelle dienen dazu, Wind und Wasser abzuweisen, die schweren haben zusätzlich wärmende Wirkung.

Die leichten Mäntel

Thomas Burberry entwickelte 1888 das reiß- und wasserfeste Material Gabardine, woraufhin sowohl der Trenchcoat als auch der Slipon aus diesem gefertigt wurden.

Der Slipon ist meiner Ansicht nach förmlicher als der Trenchcoat. Das liegt daran, dass der Trenchcoat einen militärischen Hintergrund hat: Trench bedeutet Schützengraben. Klassische Trenchcoats haben deshalb am Gürtel kleine, metallene Ösen, an denen früher Granaten befestigt wurden. Nicht zuletzt deshalb und der Assoziationen mit Privatdetektiven und Humphrey Bogart aus Casablanca wegen wirkt der Trenchcoat meines Erachtens nach im Büro deplatziert und der Slipon eleganter. Der Slipon ist dem förmlichen Chesterfield, dem Crombie und dem Covert Coat bis auf das leichte Material sehr ähnlich und wirkt auf einen Anzug gefälliger. Er schließt allerdings im Vergleich zu den schwereren Brüdern bis oben hin und hat kein Revers. Da es sich um einen Regenmantel handelt, ist dies indes nicht ungewöhnlich.

Die schweren Mäntel

Der Crombie Coat, der Chesterfield, der doppelreihige Polo Coat und der Covert Coat sind förmlicher (und meist auch einen Tick leichter) als der Great Coat und der Duffle Coat. Dies ist an einigen Parallelen zum Anzug festzumachen: Der Crombie Coat, der Chesterfield, der Covert und der Polo Coat sind, abgesehen von der Länge, der Anzugsjacke ähnlich. Sie haben eine Brusttasche, für gewöhnlich keine aufgesetzten Taschen und keine militärischen Schulterklappen. Der Coat - britische Schneidersprache für Anzugsjacke - ähnelt also dem förmlichen Overcoat - Schneidersprache für Mantel - im Schnitt und in der Bezeichnung.

Der Chesterfield, der Crombie und der Covert haben viel gemeinsam: Sie haben eine einreihige, verdeckte Knopfleiste, ein fallendes Revers und keinen Gürtel.

Ein paar Unterschiede gibt es allerdings. Der Crombie ist aus schwerer, meist dunkelblauer Wolle und hat nur zwei Taschen. Ein Chesterfield kommt in der klassischsten Variante mit grauem mittelschwerem Fischgrätenmuster daher, hat einen Samtkragen und ebenfalls nur zwei Taschen. Der Covert hingegen wurde ursprünglich als Reit- und Jagdmantel entworfen. Er ist deshalb kürzer als der Chesterfield und hat vier parallele Nähte an den Ärmeln und am Mantelende - railroading oder tracking genannt. Im Gegensatz zum Chesterfield hat er außerdem 3 Taschen (2 Taschen plus Ticket-Tasche) und besteht aus dem Material Covert - einer hellbraunen Wolle. Außerdem ist der Kragen mit feinem Cord abgesetzt.

Der Polo Coat hat ein steigendes Revers, ist zweireihig und wurde von Polo-Spielern nach dem Spiel übergestreift, um sich warm zu halten. Im Zuge der 20er Jahre entwickelte sich die beige Version aus Kamelhaar bei Ivy League Studenten zunehmend zu einem Garderobenklassiker. Er hat ebenfalls zwei Taschen, die jedoch für gewöhnlich aufgesetzt sind.

Der Logik nach sind somit nur der Crombie und Chesterfield für den eleganten Anzug und somit auch für das Büro geeignet. Der Polo Coat ist informeller, was man an den aufgesetzten Taschen sieht, kann aber noch mit Anzügen getragen werden. Vielleicht muss es sich dabei nicht unbedingt um ein dunkelblaues, elegantes Tuch, sondern eher um ein schwereres graues Tuch oder einen Navy Blazer handeln. Der Covert ist eher ein Nischenmantel und ein wenig sportlicher. Ich würde ihn mit einem sports jacket aus Tweed oder ähnlich schweren Stoffen tragen.

Die schweren militärischen bzw. ländlichen Mäntel wie Great Coat oder Duffle Coat sind dagegen eher etwas für einen Spaziergang im Wald oder für die Fahrt aufs Landgut. Sie eignen sich auch besser zur Kombination mit Jeans als die förmlichen Varianten.

Der Great Coat wird auch British Warm genannt und ist ein schwerer Militärmantel in entweder Militärgrün und Royal Airforce-Blau. In der grünen Variante hat er eine doppelte Knopfleiste mit goldenen, in der blauen Variante mit silbernen Knöpfen. Der Mantel hat Schulterklappen und das Revers ist in der klassischen Form funktionell: Es kann bis zum Hals doppelt zugeknöpft werden. Auch sind die Armelenden umgeschlagen, sodass der Mantel problemlos an die persönliche Armlänge angepasst werden kann.

Der Duffle Coat aus dem schweren Wollmaterial Düffel - der Name leitet sich ab aus der Herkunftsstadt Duffel südlich von Antwerpen - hat den Vorteil, dass er als einziger der hier genannten Mäntel eine fest integrierte Kapuze hat. Er gleicht dem antiken Polenrock und hat einen untaillierten, sportlichen Schnitt. Ich finde, er schmeichelt dadurch der männlichen Körperform kaum. Der Mantel wird wegen seines bekannten Trägers, dem britischen Feldmarschall Bernard Montgomery, auch Monty Coat oder Monty genannt.

Kaufempfehlung

Ich empfehle für den Anfang die Anschaffung der folgenden drei Modelle: einen beigen Slipon, einen dunkelblauen oder beigen Crombie (und/oder grauen Chesterfield) und bei Bedarf einen blauen oder grünen Great Coat.

Beim Kauf des jeweiligen Mantels sollte die dazu passende Kleidung getragen werden: Beim Slipon und beim Crombie ein Anzug und bei einem schweren ländlichen Herrenmantel ein dicker Pullover. Vergessen Sie dabei Ihre Kleidergröße und kaufen Sie nach Gefühl; Sie sollten in den Mantel problemlos hineinschlüpfen können und die Schulternaht des Mantels sollte ungefähr auf der des Anzugs - gegebenenfalls ein bis zwei Zentimeter weiter - liegen. Wie immer und überall ist es so, dass Qualität ihren Preis hat, sich aber kurz- und langfristig auszahlt. Benjamin Harrison, 23. Präsident der Vereinigten Staaten, sagte zu dem Thema: "I pity the man who wants a coat so cheap that the man or woman who produces the cloth will starve in the process." Da das Investment Mantel mit Anzug und Schuh zusammen in das wohl teuerste Feld der Garderobeninvestition fällt, ist es deshalb umso wichtiger, dass Sie sich vorher gut überlegen, wofür Sie den Mantel benötigen, um so die perfekte Lösung für sich zu finden. MM

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