Warum haben weiße Strümpfe eigentlich einen so schlimmen Ruf? Warum reagieren vor allem diejenigen, die die 80er miterlebt haben, mit Spontanherpes, wenn Sie an die weißen Liebestöter denken?
Ich (für meinen Teil) kann das jedenfalls nicht nachvollziehen – ok, vielleicht bedingt. Es gibt doch so viele exzellente Beispiele, wo es alles andere als schlecht aussah: Mir kommen da zum Beispiel die unvergessenen: Paul Weller und Mick Talbot in den Sinn.
Lassen Sie uns über die übercoole Band der 80er Jahre sprechen: The Style Council – wahre Stilikonen.
Zu Songs wie „Shout to the top” würden wir gerne uns auch heute noch unsere Sakkoärmel kurz vorm Tanz hochkrempeln, zu „My Ever Changing Moods“ unser lange Tolle zurückstreichen und an der Wand lehnend eine Mentolzigarette anstecken und am späten Abend im Klammerblues zu „You’re the best thing“ langsam Schritt für Schritt tanzen. So zeitgeistig wie die Musik von The Style Council auch war, genauso gut ist sie auch. Sie schafft es, wie kaum eine Musik anderer Bands dieser Zeit, Bilder in unserem Kopf zu erzeugen – zumindest geht es mir so. Es ist keine Tears for Fears-Sentimentalität – nein, es ist eine Musik, geprägt von einer natürlichen Eleganz, die ich ohne Zweifel mit einer gewissen Art des Lebens assoziiere. Vielleicht ist „The Paris Match“ für alle, welche nicht wissen wovon ich rede, zu empfehlen, um zu verstehen, wie sich musikalisch ein spätabendlicher Spaziergang an der Seine unter den orange-gelben Laternen Paris nach drei bis vier Gläsern guten Weins, mit einer galanten Begleitung anfühlt. Bevor ich jedoch ähnlich wie Bret Easton Ellis‘ Patrick Bateman in endlose Musikanalysen abdrifte, möchte ich auf den einzigartigen Kleidungsstil von The Style Icon eingehen – für mich auch noch heute eine endlose Inspiration.
Ja, wie kleidet man sich eigentlich, wenn man Musik wie diese macht? Mr Paul Weller und Mr Mick Talbot rockten hauptsächlich, was ich als eine Art Chimäre zwischen amerikanischen Preppy-Stil und britischer Coolness und Gefühl für klassische Herrenoberbekleidung beschreiben würde. So wurden beispielsweise britische, dreiknöpfige Rowing-Blazer mit weißer Denim und weißen Suede Loafern zu blauen Oxford Hemden getragen oder beige überweite hellbeige Trenchcoats mit schwarzem Rollkragen, schwarzer weiter Mohairhose, schwarz-weißen Two-Tone Brogues, schwarzen Sonnenbrillen und eben weißen Strümpfen getragen. I mean what’s not to like about this?! Übercool – verlangt natürlich Attitude, aber die attestiere ich jedem, der diesen Beitrag liest, in seiner Art und Weise. Das Outfit mag vielleicht auf das ungeübte Augen konstruiert wirken, aber in meinen Augen ist es nichts anderes als natürlich. Ich meine, Sonnenbrille und Trenchcoat sind wahrscheinlich die einfachsten Instrumente, um einem ansonsten eher uninspirierten, monochromen „Künstler-Outfit“ eine guten Hauch Panache mitzugeben. Zu guter Letzt denke ich bei The Style Council an ein anderes memorables Outfit: Navy ein- und doppelreihige Club-Jacketts werden mit weißen hochgeschnittenen, gebügelten Jeans, hellblauen Hemden mit blau-goldenen Regimentskrawatten, schwarzen Tasselloafern und eben weißen Kniestrümpfen getragen. Nichts ist klassischer als zur weißen Hose, als weiße Strümpfe zu tragen – und trotzdem nichts mehr 80er. Mögen die weißen Strümpfe zurückkommen – das einfachste Mittel dem Anzug eine gewissen Haltung mitzugeben; bestenfalls auch mit der das passenden nötigen inneren Haltung.
MM/PS