Es ist lustig, wenn auch komisch, dass mir letztens erst aufgefallen ist, wie anders wir uns abends gegenüber unseren Mitmenschen verhalten – auch ganz ohne erheiternde Zutaten. Es scheint, als wenn wir in der Nacht zu ganz anderen Menschen mutieren. Wir sind herzlicher, entspannter und sicherlich mitunter lauter. Es fällt die Last des schweren Tages von uns ab und wir sind wieder ganz Mensch oder meinen, es sein zu dürfen.
Ist das auch der Grund, warum wir uns abends anders kleiden (wollen)? Wollen wir unser wahres Ich erst abends durch Kleidung erstrahlen lassen? Oder führen ganz andere Gründe uns zu einem Garderobenwechsel?
Meiner unmaßgeblichen Ansicht nach spielt das andere Licht tatsächlich eine große Rolle. Sie werden vielleicht lachen, doch das Unterbewusste diktiert uns viel öfter als wir meinen den Geschmack. Unrecht hat es ja nicht. Schwarz ist nachts schön, tagsüber traurig. Weiß ist tagsüber strahlend, im Mondschein blendet es. Geschmäcker sind verschieden, doch einige Sachen sind unumstößlich falsch oder richtig. Weswegen ich tatsächlich empfehle, den Tagesanzug im hellen Sonnenschein und Ihren Smoking zu den Abendstunden – quasi im Schutz der Dunkelheit – mit Ihrem Schneider zu besprechen.
Kenner der klassischen Herrengarderobe werden vielleicht sagen, dafür gibt es ja die Regeln. (Der Unwissende wird sagen, das habe ich auch schon mal gehört.) Dabei ist klassische Herrenmode doch kein Diktat. Sie führt. Wie ein hervorragender Tänzer seine Tänzerin. Jeder von Ihnen hat dieses Gefühl für Garderobe, entscheidet aber mit dem Verstand des Tages und nicht mit dem Herzen des Abends.
Zusätzliche Informationen
Ein Traum von mir ist ein wahrer Partyanzug. Ein Anzug für samstägliche Sommernächte. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schwarzes, schimmerndes Mohair mit einem Hemd aus schwarzem Voile. Gegebenenfalls strumpflos mit auf Hochglanz polierten Wholecut-Loafern .... ohne weiteren Schnickschnack. Sommernachtsträume eines Schneiders. MM