Bratislava. Bratislava, Herr Mogg? Was treibt Sie denn da hin?, mögen einige Leser fragen wollen. Kurze Antwort: Die Liebe zum Handwerk und zur Schneiderei. Im Sommer 2017 hatte ich die Freude und Ehre, Herrn Eric Mucska, zweite Generation der Familienschneiderei Maximilian Mucska, zufällig bei einer Tasse Kaffee in Berlin kennenzulernen. Schon der erste Eindruck war phänomenal: Sein waldgrüner sports coat bestach durch einen für seine Konstitution exzellenten Schnitt ... und ansonsten war er auch ein feiner Kerl. Was ich damals aber nicht gedacht hatte, ist, dass ich mich Dezember 2017 im Flieger auf dem Weg in die slowakische Hauptstadt befinden würde. Der Schnitt hatte anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Maximilian Mucska - Ein Familienunternehmen
In Bratislava angekommen und vor dem Ladenlokal stehend, wurde mir schnell klar, dass Eric bei seinen Beschreibungen sicherlich nicht übertrieben hatte. Vor meinen Augen war ein Schaufenster mit zwei wunderschön bekleideten Mannequins. Der Stil der beiden Puppen war sicherlich schwer einzuordnen, weil unterschiedlich: Sah man bei der einen zweifelsohne einen modernen Wiener Stil, dachte man bei der anderen aufgrund der eher soften Konstruktion und dem schmalen Schnitt eher an Norditalien. Eric wusste meinen Blick sofort zu interpretieren, und meinte, das eine Jackett habe sein Vater Maximilian gemacht, das andere sein Bruder Patrik. Der Schlüssel um den Hausstil zu erkennen, war gefunden: Es gibt zwei mit einem klaren gemeinsamen Nenner - großartiges Schnittverständnis und Qualität.
Bei der Vorstellrunde hinten im kleinen Atelier saß der namensgebende Patron Maximilian Mucska neben seinem Sohn Patrik und nähte mit wahnwitziger Geschwindigkeit und Präzision mit der Hand, während er ab und zu aufguckte, um dem Rest des siebenköpfigen Teams kurz über die Finger zu schauen. Nicht, dass das notwendig wäre: Alle - so mein Eindruck - fleißige Vollprofis, zumeist ausgebildet bei großen Schneiderhäusern im benachbarten Wien. Maximilian, selbst klassisch ausgebildet in der österreichischen Hauptstadt, arbeitet seit über 40 Jahren als Schneider und hat dabei auch für Theater- und Opernproduktionen gearbeitet: Es gibt nichts, was ihn noch überrascht. Er dient seinem eigenen Unternehmen als Qualitätskontrolleur, wandelndes (historisches) Schnittbuch und Inspiration für seine Söhne. Apropos, Sohn Patrik war währenddessen mit dem Schnitt für einen Kunden beschäftigt. Er arbeitet tagein, tagaus an einem eigenen Schnittstil, der eher das jüngere Publikum anspricht. Ich muss dem intelligenten Leser jetzt sicherlich nicht erklären, dass das eine perfekte Symbiose darstellt.
Der Hausstil geprägt durch zwei Generationen
So kam eins zum anderen und ich ließ mir die Ideen hinter den verschiedenen Schnitten erklären. Nachdem ich die Qualitätsstandards und die Resultate gesehen hatte, war meine Entscheidung sowieso schon zu 95% sicher. Patrik Mucska schneidet generell schmaler und weicher. Er setzt die Crouchet-Naht und Brusttasche höher als sein Vater. Das Revers ist geschwungener und die Schulter ein bisschen weicher gepolstert. Der Vater schneidet klassischer: Gerades Revers, härtere Konstruktion und stärkere Schulterpolster. Ich fragte also beide, ob man verschiedene Ideen auch kombinieren könnte und sie nickten einvernehmlich - keine unübliche Frage also.
Wir besprachen einen zweiteiligen Doppelreiher aus mittelgrauem Flanell. Das breite Revers wird im Stile von Patrik geschwungen und die Taille schmal gesetzt. Die Hose hätte ich gerne weit mit einem Fishtailback und hohen Aufschlägen. Den Vater habe ich um eine pagodenförmige Schulterkonstruktion und um eine härtere Rüstung gebeten. Die Resultate werde ich bei nächster Gelegenheit im Journal präsentieren. Sicher ist eins: Diese Herren werde ich öfter sehen wollen... und das nicht mehr nur, weil ich ihr Handwerk so schätze, sondern auch weil Bratislava eine unglaubliche Stadt ist.
Zusatzinformationen
Erstens, das Schneiderhaus Maximilian Mucska und meine Wenigkeit planen gemeinsame Trunk Shows in Berlin dieses Jahr. Bei Interesse können Sie sich unter folgendem Link schon einmal unverbindlich voranmelden. Zweitens, ein zweiteiliger Anzug bei Maximilian Mucska startet bei 2.500€ inkl. Stoff. Drittens, Maßhemden werden ebenfalls angeboten. Viertens, bleiben Sie gespannt! In den kommenden Wochen kommen weitere Artikel zu Bratislavas Handwerk. MM