Die neue Kollektion von Drake's war auf der Pitti Uomo in aller Munde und begeistert von der britischen Coolness der Marke stolzierte ich mit breiter Brust in den Shop im Keller des Hauptgebäudes in Florenz. Mir begegnete Michael Hill, Creative Director der britischen Kultfirma. Auf mein Interesse an der Firma reagierte er mit britischer Gastfreundschaft und lud mich in die heiligen Hallen der Krawattenmanufaktur nach London ein. Ich wurde durch den kompletten Prozess einer Krawattenfertigung geführt und bin begeistert, dass so etwas noch in der Hauptstadt Großbritanniens existiert.
Mr Drake erschafft Drake's
Man erkennt schnell, dass es sich bei Drake's um einen Familiennamen handelt. Michael Drake gründete in Londons East End die Haberdashery Drake's 1977. Bevor die Marke für Krawatten und Einstecktücher bekannt wurde, produzierte man Schals für bekannte Boutiquen und Traditionsschneiderhäuser. Michaels Philosophie war es immer zeitlose Stücke mit einem entspannten Charme zu produzieren und obwohl er 2010 von seiner Position zurücktrat, wird diese Idee nahtlos weitergelebt. Seither kreiert Michael Hill, der schon seit über einer Dekade für das Haus arbeitet, die Muster, nach denen alle so streben. Unter Hill und dem Managementwechsel zu Mark Cho, Gründer of The Armoury, einer Haberdashery in Hong Kong, floriert das Geschäft: Man fertigt nun auch mehr als nur Luxusaccessoires. Das Haus bietet heute - in der Philosophie von Drake - zusätzlich Kleidung mit der berühmten Londoner Ästhetik.
Der Weg einer Krawatte
Bei Drake's arbeiten Menschen, keine Maschinen. Jeder der Mitarbeiter ist stolz, Teil der Firma zu sein. Das ist in einer immer anonymeren Welt nicht nur schön zu sehen, sondern sorgt auch dafür, dass selbst nach dem Zurücktreten von Michael Drake die Qualität die gleiche bleibt.
Damit geht Hand in Hand, dass Drake's Krawatten reinstes Handwerk sind. Vom Zuschnitt des Materials und der Einlage über das Bügeln, Falten und Zusammennähen der Krawatte bis hin zum finalen Aufdämpfen und dem Annähen des Etiketts: alles wird unter höchsten Qualitätskontrollen von Menschenhand kreiert. Dass dabei natürlich nur die besten Seiden, Baumwollen und Leinen der Welt verwendet werden, ist selbstverständlich.
Häufig sind die Krawatten self-tipped. Das Außenmaterial wird bei dieser Technik der Krawatte auch innen eingenäht, was in Anbetracht der Kosten des Stoffs die Krawatte nochmal wertvoller macht. Seit einigen Jahren immer mehr im Kommen ist das sogenannte hand-rolled with no tipping. Hier hat die Krawatte keine Innenverkleidung sondern die Enden werden stattdessen handgerollt vernäht und geben so die Innenseite des Obermaterials preis. Damit wirkt die Krawatte noch schalähnlicher, denn sie hat ein bisschen weniger Gewicht und Stabilität an der Spitze und flattert dadurch freier im Wind.
Bei Drake's hält man nicht stumpf an Tradition fest, sondern man entwickelt sich weiter und bleibt dabei seinen Mitarbeitern treu. Da wird einem doch ganz warm ums Herz und, wenn man die Krawatten trägt, auch um den Hals und die Brust.
Zusatzinformationen
Erstens, Drake's ist immer wieder durch interessante Kollaborationen aufgefallen. Man arbeitete mit Fred Perry, Adam Dant, Nackymade Glasses, Private White und dem Royal College of Arts zusammen. Zweitens, die Krawattenmanufaktur ist seit April 2013 in der No. 3 Haberdasher Street. Weitere Boutiquen findet man in der 3 Clifford St - eine Querstraße der Savile Row - und der 120 Prince St in Manhattan. Drittens, Krawatten von Drake's werden selbstverständlich nur locker mit dem Four-In-Hand-Knoten getragen. Mehr über Krawattenknoten finden Sie in meinem Artikel: Krawattenknotenkriege. MM