London. Frau Emma Willis kommt mit viel Esprit in ihren Laden auf der 66 Jermyn Street und grüßt mich adrett. Sie ist voller Energie und führt mich zwischen den Bildern der Stars, die sie einkleidet, in die Anproberäume. Wir beginnen das Gespräch - klassisch englisch - mit ein wenig Tee und sie schildert, wie sie zu ihrer eigenen Hemdenfirma kam.
Emma Willis - Wie es alles mit Liebe zur Kunst und Musik begann
Die Dame hat das Feuer in den Augen, wenn sie davon erzählt, wie sie schon immer die Kunst und das Singen geliebt hat. Sie war Teil einer Band und genoss das Leben der Kreativität in vollen Zügen. Um sich finanziell abzusichern, begann die beeindruckende Unternehmerin Kunden der Finanzbranche - damals noch als Kleidungsverkäuferin - direkt im Büro zu besuchen und baute dieses Geschäft peu à peu aus. Von diesen Anfängen und dem exzellenten Service zehrt das Unternehmen heute noch, denn viele der damaligen Kunden sind Emma treu ergeben. Man schätzt vor allem die persönliche Atmosphäre und den Bezug zur Heimat im Laden der Qualitätsfanatikern: Die Hemden werden komplett in Gloucester gefertigt und Emma bestätigt im Interview, dass Made in England für sie mehr als ein Versprechen sei.
Ebenso beeindruckend ist ihr Engagement für Kriegsveteranen: Mit ihrem Charity-Programm Style for Soldiers - unterstützt von Modejournalistin Lisa Armstrong und Model David Ghandy - kreiert und schenkt sie seit sieben Jahren den vom Krieg gebrandmarkten Soldaten maßgeschneiderte Hemden und maßgefertigte Gehstöcke. Wichtig ist Frau Emma Willis hierbei, dass ihr Shop auf der 66 Jermyn Street das A und O sei: Schlussendlich wären es ja ihre Kunden, die die Kosten über ihre Hemden und Accessoires tragen würden, erklärt sie bescheiden.
Der Hausstil schmeichelt der Maskulinität
Doch was macht die englische Hemdenmacherin aus? Frau Willis erklärt, dass ihr Hausstil deutlich athletischer und schmaler geschnitten sei, als man es sonst von den klassischen Hemdenmachern Londons kennt. In dieser Aussage liegt keine Wertung, sondern es beschreibt viel eher, wie sie als Frau den männlichen Oberkörper präsentieren möchte: maskulin. Als Beispiel dafür muss man nur zwei Kundennamen erwähnen: Daniel Craig und David Ghandy. Bei beiden leistet Frau Willis exzellente Arbeit, die Körper elegant in Szene zu setzen, ohne zu sehr die Athletik zu kaschieren. Dass dabei der Tragekomfort nicht zu kurz kommt, ist den hochqualitativen schweizerischen Baumwollstoffen hauptsächlich von Alumo zu verdanken, die dazu beitragen, dass die Kunden Emma verfluchen, weil sie danach alles andere auf der Haut zu kratzen scheint.
Ich habe sowas in England immer ein wenig vermisst: Ein Hemd, das das englische Understatement lebt, aber dennoch international elegant ist. Deshalb komme ich auch zu dem Schluss, dass ich als Betriebswirt die Unternehmerin Emma Willis bewundere und als Herrenmodefanatiker den Hausstil liebe.
Zusatzinformationen
Erstens, die Hemden von Emma Willis starten bei £200 und Bespoke bei £300. Zweitens, Emma Willis ist bald seit 18 Jahren eine Hausnummer auf der Jermyn Street. Doch anstatt dieses Wissen zu horten, gibt sie es in ihren großzügigen Manier weiter. In der von ihr gegründeten Emma Willis Sewing School wird jungen Menschen das Nähen näher gebracht. Im Bearland House in Gloucester finden die Abendklassen abends zwei Mal die Woche statt - selbstverständlich kostenfrei. Drittens, natürlich endet das Angebot von Emma Willis nicht bei Hemden: Von handgemachten Krawatten, seidenen Morgenroben und hochqualitativen Strümpfen ist alles zu haben. MM